Kurzfassung: Rückenschmerzen sind ein großes gesundheitliches und volkswirtschaftliches Problem. Mit dem DGUV Grundsatz 46 (G 46) liegt ein Instrument vor, das sekundärpräventiv Rückenschmerzen vorbeugen soll. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, die Wirksamkeit und Praktikabilität des G 46 – als einem von Fachleuten generierten Instrument – nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin zu überprüfen und potenzielle Verbesserungsmöglichkeiten sowie Handlungsanweisungen zur Stärkung des Verfahrens in der praktischen Umsetzung aufzuzeigen.
Der G 46 wurde an einem Kollektiv von 410 Zerspanungsmechanikern und Zerspanungsmechanikerinnen aus elf Metall verarbeitenden Firmen umfassend durchgeführt. Neben der reinen G-46-Anamnese erfolgte eine vollständige körperliche Untersuchung aller Teilnehmenden nach der fokus-Methode® durch geschultes betriebsärztliches Personal. Weiterhin wurde eine differenzierte Gefährdungsbeurteilung der einzelnen kategorisierten Arbeitstätigkeiten nach physischen und psychosozialen Belastungen durchgeführt. Die physische Gefährdungseinschätzung basierte maßgeblich auf dem Messsystem CUELA (Computer-Unterstützte Erfassung und Langzeitanalyse von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems), die psychosoziale Gefährdungsbeurteilung auf dem Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse. Darüber hinaus wurden die Ärztinnen und Ärzte sowie die Beschäftigten zur praktischen Durchführung des G 46 befragt.
Insgesamt zeigte die Analyse der physischen Belastungsfaktoren, dass die untersuchten Beschäftigten in der vorliegenden Kohorte durchschnittlich relativ geringen Belastungen des Muskel-Skelett-Systems ausgesetzt sind (Ausnahme: Rumpfvorneigungen). Die hohe Prävalenz von Beschwerden und funktionellen Auffälligkeiten unterstreicht dabei unabhängig von deren Verursachung den Bedarf an geeigneten Präventionsinstrumenten.
Im Rahmen der Studie konnten Ergänzungen zur Erfassung psychischer Fehlbelastungen sowie eine Präzisierung der Auswahlkriterien für Rumpfbeugehaltungen erarbeitet werden. Hinweise auf U-förmige Dosis-Effekt-Beziehungen für verschiedene Belastungen liefern Anhaltspunkte für die individuelle Beratung im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Untersuchungsinhalte und auch das G-46-Stufenschema in der Anwendung sinnvoll und praktikabel sind.
Winkler, R.; Schikowsky, C.; Lang, J.; Ochsmann, E.; Kraus, T.; Bechmann, J.; Böser, C.; Ellegast, R.:
Praktikabilität, Wirksamkeit und Weiterentwicklung des DGUV Grundsatzes "G 46" unter besonderer Berücksichtigung des Aspektes "Rückenschmerzen" (IFA Report 3/2015). Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), Berlin 2015
ISBN: 978-3-86423-142-1
ISSN: 2190-7994