Berufliche Belastungen durch Arbeiten im Knien, Hocken oder Kriechen zählen zu den Risikofaktoren für Erkrankungen der Kniegelenke wie Arthrosen oder Meniskuserkrankungen. Um hier geeignete Präventionsmaßnahmen einzuleiten, sind umfassende Kenntnisse zu den einzelnen Belastungssituationen am Arbeitsplatz erforderlich. Im Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) wurden verschiedene Forschungsprojekte ins Leben gerufen, um das Auftreten beruflicher Kniebelastungen in der Praxis und deren spezifische Belastungsparameter zu untersuchen.
In Zusammenarbeit mit verschiedenen Unfallversicherungsträgern konnten in einer Feldstudie Kniebelastungen in 16 Berufen und etwa 80 unterschiedlichen Tätigkeiten detailliert erfasst werden (Messwertkataster GonKatast). Die Untersuchungen wurden mithilfe des Messsystems CUELA durchgeführt, der Computer-unterstützten Erfassung und Langzeit-Analyse von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems.
Neben der reinen Dauer der täglichen Kniebelastung bei verschiedenen Tätigkeiten konnten aus diesen Untersuchungen auch Daten zu Art, Dauer und Häufigkeit einzelner Belastungssituationen sowie Ergebnisse zur Symmetrie der Kniebelastung und zur Ausprägung des Kniewinkels gewonnen werden. Die messtechnischen Untersuchungen wurden von einer Fragebogenaktion begleitet, sodass die Ergebnisse von Messung und Befragung verglichen werden konnten. Zusätzlich erfolgten biomechanische Untersuchungen kniebelastender Körperhaltungen im Labor. Dabei ermöglichte die Entwicklung eines biomechanischen Kniemodells, die Gelenkkräfte im Knie in unterschiedlichen Haltungen wie Knien, Hocken oder Fersensitz abzuleiten und in einen Belastungskontext zu setzen – sowohl in statischen Dauerversuchen als auch bei praktischen Tätigkeiten (zum Beispiel Fliesen legen, siehe Infoblatt 0308 (PDF, 106 KB)).
Durch Felduntersuchungen ließen sich die Tätigkeiten identifizieren, bei denen Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung der Kniebelastung sinnvoll erscheinen. Hierbei gilt es in erster Linie, hockende oder kniende Haltungen durch geeignete Mittel zu vermeiden oder in ihrem Ausmaß zu vermindern – sei es durch Hilfsmittel, die Anpassung der Arbeitshöhe oder organisatorische Maßnahmen. Branchenspezifische Empfehlungen, die in dem Report "Heben und Tragen, kniende Tätigkeiten und Zwangshaltungen im Raumausstatter Handwerk" (BGIA-Report 1/2007) enthalten sind, können als konkrete Beispiele für derartige Maßnahmen dienen (siehe Infoblatt 0267 (PDF, 285 KB)).
Zusätzlich ergaben die Laboranalysen, dass das Hinknien und Aufstehen vom Boden sowie das Stehen mit gebeugten Knien Situationen mit maximaler Kniebelastung darstellen. Ziel einer effektiven Prävention muss es deshalb auch sein, die Häufigkeit dieser Vorgänge zu reduzieren. Darüber hinaus ist das Tragen von professionellem Knieschutz (zum Beispiel Protektoren, Polster) bei allen Tätigkeiten, die mit kniender Haltung verbunden sind, als verpflichtend anzusehen.
GonKatast – Ein Messwertkataster zu beruflichen Kniebelastungen
IFA-Report 1/2010
Erfassung arbeitsbedingter Kniebelastungen in ausgewählten Berufen
IFA Report 2/2012
Heben und Tragen, kniende Tätigkeiten und Zwangshaltungen im Raumausstatterhandwerk
BGIA-Report 1/2007
Biomechanische Belastungsanalyse von hockenden und knienden Haltungen
Aus der Arbeit des IFA Nr. 0308 (PDF, 106 KB)
Handlungsanleitung: Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Raumausstattern
Aus der Arbeit des IFA Nr. 0267 (PDF, 285 KB)