Active Workplace: Physiologische und psychologische Bedingungen sowie Effekte dynamischer Arbeitsstationen (IFA Report 3/2018)

Kurzfassung: Die positive und gesundheitserhaltende Wirkung regelmäßiger körperlicher Aktivität ist unbestritten. Demgegenüber kann lange andauernde physische Inaktivität sowohl mit negativen physiologischen (z. B. Belastungen des Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Systems) als auch psychologischen (z. B. erhöhtem Stresslevel) Konsequenzen verbunden sein. Ein vielversprechender Ansatz, um Inaktivität an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen zu vermeiden, ist die Nutzung dynamischer Arbeitsstationen. Sie ermöglichen eine leichte physiologische Aktivierung während der Ausübung von Bürotätigkeiten. Die grundsätzliche Wirksamkeit dynamischer Arbeitsplätze zur Förderung der physischen Aktivität konnte in Laboruntersuchungen nachgewiesen werden (vgl. IFA Report 4/2014). Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurden in der vorliegenden Untersuchung zwei neuartige Gerätetypen - das Schreibtischergometer "Deskbike" und das Untertischgerät "activeLifeTrainer" - auf ihre Eignung in der realen Büroarbeitswelt evaluiert. Hierzu wurden einer Interventionsgruppe von 30 Beschäftigten der Deutschen Telekom AG über 28 Tage jeweils vier Geräte pro Typ im Büro zur Verfügung gestellt. Weitere 28 Beschäftigte der Telekom AG ohne die Möglichkeit, diese Geräte zu nutzen, standen als Kontrollgruppe zur Verfügung. Das Ausleih- und Nutzungsverhalten dieser Interventionsgruppe wurde erfasst, physiologische Effekte der Nutzung beider Gerätetypen wurden gemessen sowie die Nutzungsmotivation und subjektiv empfundene Praktikabilität untersucht. Außerdem wurden Effekte der Nutzung auf das generelle und arbeitsbezogene Wohlbefinden in einem Kontrollgruppendesign analysiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass die dynamischen Arbeitsstationen an 40 % der Tage innerhalb des Interventionszeitraumes für durchschnittlich 54 Minuten pro Tag genutzt wurden. Der Energieumsatz und die Herzfrequenz stiegen während der Nutzung der Stationen im Vergleich zum Arbeiten im Sitzen signifikant an. Das Deskbike wurde insgesamt häufiger genutzt und führte zu einem größeren subjektiven Anstieg der Herzfrequenz im Vergleich zum activeLife Trainer. Beide Arbeitsstationen wurden von den Teilnehmenden als gut einsetzbar im Büro empfunden. Sie fühlten sich durch die Nutzung nicht in ihrer Arbeit gestört und waren autonom motiviert, die Stationen zu nutzen. Eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens zeigte sich lediglich ab einer zwei- bis dreimaligen Nutzung pro Woche. Die untersuchten dynamischen Arbeitsstationen sind für den täglichen Einsatz geeignet und beide Gerätetypen können für den Einsatz im Büro empfohlen werden. Weiterführende Forschung zu den Auswirkungen der Nutzung auf physiologische und psychologische Parameter sowie zum Einfluss auf die Ausübung verschiedener Bürotätigkeiten in realen Büroumgebungen ist zu empfehlen.


Bibliografische Angaben

Ellegast, R.; Heinrich, A.; Schäfer, A.; Schellewald, V.; Wasserkampf, A.; Kleinert, J.: Active Workplace: Physiologische und psychologische Bedingungen sowie Effekte dynamischer Arbeitsstationen (IFA Report 3/2018). Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV), Berlin 2018

ISBN (online): 978-3-86423-208-4
ISSN: 2190-7994