Analyse und Auswertung der Messergebnisse aus den Messkampagnen mit GENESIS-UV

Projekt-Nr. IFA 4228

Status:

abgeschlossen 03/2019

Zielsetzung:

Führt man großangelegte Messkampagnen durch, die viele Berufe und Tätigkeiten umfassen, dann ist die Strukturierung der arbeits- und tätigkeitsrelevanten Informationen problematisch. Auf der einen Seite muss sichergestellt werden, dass eine ausreichende Datenbasis für jede untersuchte Probandengruppe entsteht, auf der anderen Seite darf das Zusammenfügen von Personen zu Auswertegruppen aber nicht dazu führen, dass die zugrunde liegenden tätigkeitsrelevanten Informationen zu sehr verallgemeinert werden. Letzteres birgt die Gefahr, dass der ermittelte Wert für eine bestimmte Berufs- oder Tätigkeitsgruppe in der Praxis keine Anwendung mehr findet.

In Bezug auf die solare Exposition von Beschäftigten bei Tätigkeiten im Freien existiert noch keine solche Kodierungsmöglichkeit. Da die Genauigkeit der Messungen mit GENESIS-UV (IFA-Projekte 4207, 4221, 4227) aber bis auf die Ebene der Teiltätigkeiten hinuntergeht, muss eine neue Kodierung geschaffen werden. Diese sollte mehrstufig sein, um auf oberster (Berufs-)Ebene eine Anschlussmöglichkeit an OMEGA oder einen internationalen Code (International Standard Classification of Occupations, ISCO) zu haben.

Des Weiteren existieren im IFA noch keine automatisierten Auswerteroutinen, welche die erwartete große Datenmenge der GENESIS-UV-Messkampagnen verarbeiten können.

Ziel des Projekts sind der Aufbau einer neuen Kodierung, die Erarbeitung von Auswerteroutinen und die Analyse der Messdaten aus den GENESIS-UV-Messkampagnen, die im Rahmen des IFA-Projekts 4227 erhoben werden.

Aktivitäten/Methoden:

Der GENESIS-CODE wird mehrstufig entwickelt. Dabei müssen die Unfallversicherungsträger für jeden untersuchten Beruf schlussendliche Tätigkeitsprofile erstellen, die dann mit den gemessenen Daten in Verbindung gebracht werden können.

Des Weiteren müssen Routinen entwickelt werden, die eine automatische Datenbankerfassung der Rohdaten erlauben. In diesem Schritt erfolgt auch eine direkte Aufarbeitung der Rohdaten in Bezug auf Längen- und Breitengrad sowie Sonnenstand. Danach stehen die Daten zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Auswertung wird ein Workflow erarbeitet, nach dem die Daten weiter verarbeitet werden.

Alle Auswerteautomatisierungen werden auch mit Blick auf andere mögliche Kampagnen oder Fragestellungen entwickelt, sodass eine Übertragbarkeit möglich wird.

Ergebnisse:

An den Messkampagnen (siehe Projekt IFA 4227 haben etwa 1000 Probanden verschiedener Berufe teilgenommen. Die berufsbezogenen Informationen der Probanden müssen geordnet und harmonisiert werden, damit eine gruppenspezifische Auswertung möglich wird. Der GENESIS-CODE ist in drei Stufen gegliedert, um die Tätigkeiten hinsichtlich solarer Exposition einordnen zu können. Auf der obersten Ebene steht der Beruf, der sich an anderen Schlüsselverzeichnissen orientiert (beispielsweise OMEGA oder ISCO). Jeder Beruf kann mehrere Teiltätigkeitsgruppen umfassen, die dann durch eine Reihe von Teiltätigkeiten mit Bezug zu solarer Exposition definiert werden. Ein Beispiel dafür wären die „Gärtner, allgemein (OMEGA 510)“, die sich aus mehreren Teiltätigkeitsgruppen „Zierpflanzengärtner“, „Baumkletterer“, „Baumschulgärtner“ und anderen zusammensetzen. Jeder Proband wurde einem in dieser Form gegliederten Tätigkeitsprofil zugeordnet.

Die im Sekundentakt vorliegenden Messdaten wurden in einer klar festgelegten Reihenfolge bearbeitet und analysiert. Zunächst wurden die Rohdaten mit einer vom Hersteller bereitgestellten Routine hinsichtlich Sonnenspektrum, Breiten- und Längengrad rekalibriert. Im Anschluss fand die Kategorisierung der Daten statt. Dabei wurde jeder Messtag in Augenschein genommen und beurteilt. Nach der technischen und wissenschaftlichen Prüfung der Daten wurden diese im Rahmen der Auswertung zu Tagesexpositionswerten und gleichzeitig zu Halbstundenexpositionswerten zusammengefasst. Dies geschah dann auf allen Ebenen des GENESIS-CODES, dabei ging der Probandenbezug auf den Bezug zur jeweiligen Ebene über, die Daten wurden kumuliert.

Aus den Tagesexpositionswerten werden monatliche Tagesmittelwerte im Rahmen einer deskriptiven Statistik gebildet, ebenso monatliche Halbstundenmittelwerte. In einem letzten Schritt wurden hieraus Jahresexpositionswerte extrapoliert.

Mit GENESIS-UV konnten in den Jahren 2014 bis 2018 mithilfe von 1000 Probanden rund 3,7 Milliarden Datensätze aufgenommen werden, die einer Anzahl von 45815 Tageswerten der höchsten Kategorie (1254075 Halbstundenwerten) entsprechen. Insgesamt konnten 95 Berufe mit 172 Teiltätigkeitsgruppen und 646 Teiltätigkeiten analysiert werden, die fortan für die Prävention verwendet werden können.

Die UV-Bestrahlung ist mit Blick auf die Berufe auf einen sehr breiten Wertebereich verteilt: von jährlich 38 SED (SED, Standarderythemdosis, 1 SED = 100 J/m² erythemgewichteter Bestrahlung) bei Restaurantfachleuten, bis zu etwa 1000 SED bei Gleisbauern. Einige der Berufe im Baugewerbe bzw. der Rohstoffgewinnung sind im Bereich 500 bis 700 SED zu finden, dies entspricht dem hochexponierten Bereich.

Zur Erhöhung der Validität der Daten wurden zudem die Sonnenscheindauern in Deutschland in den entsprechenden Jahren untersucht, sowie ein Vergleich zwischen der Exposition in Nord-, Mittel- bzw. Süddeutschland innerhalb einer Berufsgruppe gezogen. Ein Jahr (2018) lag in der Anzahl der Sonnenstunden deutlich über dem 30-Jahre-Mittelwert, sodass eine Korrektur der Daten notwendig wurde. Hinsichtlich der geografischen Breite konnte kein Trend in den Daten gefunden werden, der signifikant herausragte.

Diese Daten werden über ein Webtool einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Zudem wird in der Folge dieses Projekts beraten, wie die gemessenen Daten in die Bearbeitung von Berufskrankheitenfällen nach BK-Nr. 5103 eingebunden werden können.

Dieses Projekt ist eng mit dem Projekt IFA 4227 verbunden.

Stand:

16.12.2019

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Strahlung

Schlagworte:

Berufskrankheit, Exposition, Strahlung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

GENESIS-UV, Messsystem, elektronisches Dosimeter, UV-Bestrahlung, Expositionskataster

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