abgeschlossen 12/2016
Die Messung von Expositionen von Beschäftigten gegenüber verschienden Noxen ist besonders problematisch, wenn die Datenerhebung über längere Zeiträume (z. B. Monate) erfolgen muss. Ständige Überwachung der Technik, Datentransfer, Administrierung der Technik und der nachgeschalteten Datenbanken bringen einen erheblichen Aufwand mit sich, wenn dies alles am Messort vorgenommen werden muss. Damit sind groß angelegte Messstudien in Zeiten knappen Personalstandes nahezu nicht realistisch und auch vergleichbar durchführbar. Im Hinblick auf die Studie zur Exposition gegenüber solarer ultravioletter Strahlung von im Freien Beschäftigten mussten von einem Messsystem unter anderem folgende Anforderungen erfüllt werden: Messzeitraum arbeitstäglich über mehrere Monate (April bis Oktober), Datentaktung eine Messung pro Sekunde (dabei mehrere Messparameter pro Messung), 300 Messorte deutschlandweit, Robustheit gegenüber Tätigkeiten im Freien, Datenspeicherung und Administrierung des Dosimeters einmal pro Woche, minimale Beteiligung der Probanden und Probandinnen, automatische Datenübermittlung in das IFA.
Ziel des Projekts war die Etablierung eines neuen vom IFA entwickelten Messsystems, das die oben genannten Eigenschaften erfüllt. Der erste Einsatz des Messsystems ist die Messung von tätigkeitsbezogenen Expositionen gegenüber UV-Strahlung.
Das Projekt steht in enger Verbindung mit dem DGUV-Forschungsprojekt FF-FB 181 "Hautkrebs durch ultraviolette Strahlung Teil 2".
Das Messsystem besteht aus verschiedenen Bausteinen, die in einzelnen Schritten erarbeitet wurden: Dosimeteranforderungen, probandenseitiges PC-System zur Datensicherung/Dosimeteradministrierung/Datenweiterleitung, Software zur Datensicherung und Dosimeteradministrierung, Software zur Datenweiterleitung, Webserver und Administrierungssoftware für Daten und Endgeräte (hier: Dosimeter), Datenbank im IFA.
300 Versuchspersonen wurden mit einem elektronischen Datenloggerdosimeter und PC-Zubehör ausgestattet und in die Benutzung eingewiesen. Arbeitswöchentlich sollten jeweils 300 Datensätze auf den Webserver übertragen werden, die dann gestaffelt nach Probanden-Identifikationsnummer in eine Datenbank im IFA transferiert wurden.
GENESIS ist als Messsystem so ausgelegt, dass es zwei wesentliche Aufgaben übernehmen kann:
1. Dezentrale Langzeitmessungen am Arbeitsort
2. Weltweiter Datentransport zu einer Sammelstelle.
Als Back-end von GENESIS wird die gesamte Technik außer dem Messgerät selbst bezeichnet. Probandenseitig wird ein Tablet-PC verwendet, der die lokale Computerumgebung für das Auslesen von Daten aus einem Messgerät darstellt. Sind die Daten vom Messgerät auf den Tablet-PC übertragen worden, dann wird ein automatischer Prozess zur Übertragung an einen Webserver gestartet. Nachdem die Daten dort angekommen sind, werden diese weiter an einen Datenserver im IFA transferiert. Gleichzeitig werden die Daten Tablet-seitig noch einmal archiviert und stellen damit ein Backup dar. Ist keine Mobilfunk- oder Internetverbindung am Arbeitsstandort möglich, so werden die Daten dennoch archiviert. Besteht wieder eine Verbindung, wird zusätzlich eine Übertragung auf den Webserver vorgenommen.
Die GENESIS-Client-Software dient zur einfachen Handhabung der Datenübertragung. Einmal gestartet, werden die Daten sowohl aus dem Messgerät automatisch übertragen, als auch zum Webserver übertragen. Diese Vorgänge dauern je nach Messgerät und Verbindungsgeschwindigkeit ins Mobilfunknetz/Internet von weniger als einer Minute bis wenige Minuten. Neben der Datenübermittlung erfüllt die Client-Software noch andere Aufgaben. Eine bilaterale Kommunikation mit der Projektleitung ist über eine Messenger-Funktion möglich, die in Form von E-Mails Informationsaustausch erlaubt. Online-Wartungsarbeiten können bei Bedarf über eine außerhalb des GENESIS-Clients laufende Teamviewer-Verbindung durchgeführt werden.
Seit dem Jahr 2016 ist auch eine in den Client eingebettete Tagebuchsoftware verfügbar. Sie dient zur Dokumentation der während der Arbeitszeit ausgeführten Tätigkeiten nach zuvor mit dem zuständigen Unfallversicherungsträger festgelegten Tätigkeitsprofilen. Eine aktuelle Version der dokumentierten Tätigkeiten wird mit jedem Messdatenpaket „huckepack“ zum Webserver und dann zum IFA übertragen.
Das System wird vollständig durch das Hinzufügen einer Anwendung („Front-end“). Die erste Anwendung dient der Messung der UV-Bestrahlung von Beschäftigten bei Tätigkeiten im Freien. Dazu wird als Front-end ein elektronisches Datenloggerdosimeter verwendet. Das Dosimeter nimmt folgende physikalische Parameter auf:
Die Taktung der Messung kann dabei gewählt werden. Sie beträgt bei GENESIS-UV eine Messung aller Parameter pro Sekunde. Eine interne Uhr des Dosimeters erlaubt die zeitliche Zuordnung der Daten, zudem werden noch Batteriestatus und ggf. Fehlercodes abgespeichert. Mithilfe eines Schalters ist es zudem möglich, ein Bit zu setzen, das als „Arbeit“ oder „Pause“ interpretiert werden kann. In beiden Fällen wird die Messung aber ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Mit GENESIS steht dem IFA auch ein Messsystem zur Verfügung, mit dem große, dezentrale Messkampagnen möglich sind. Seit 2014 konnte dies durch die Anwendung als GENESIS-UV nachgewiesen werden.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Strahlung
Schlagworte:Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken), Prävention, Strahlung
Weitere Schlagworte zum Projekt:GENESIS-UV, Messsystem, elektronisches Dosimeter, UV-Bestrahlung, Expositionskataster