10.11.2021
Mit ihrem Bericht zur Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung 2020 legt die BGF-Koordinierungsstelle (BGF = Betriebliche Gesundheitsförderung) den ersten sozialversicherungsträger-übergreifenden Gesundheitsbericht für Rheinland-Pfalz vor. Damit wurde eine bisher einzigartige, aussagekräftige Informationsbasis geschaffen, die es ermöglicht, die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung in Rheinland-Pfalz umfassend zu betrachten. Die Ergebnisse wurden heute in Mainz präsentiert.
Krankenstand in Rheinland-Pfalz insgesamt auf Bundesniveau
Mit einem Krankenstand von fünf Prozent im Berichtsjahr 2019 fallen Beschäftigte in Rheinland-Pfalz innerhalb eines Jahres in etwa genauso lange krankheitsbedingt aus, wie im Bundesvergleich. Im Schnitt kommen auf einen Erwerbstätigen damit im Jahr etwa 18 Fehltage, im Zeitraum 2017/2018 waren es sogar rund 19 Ausfalltage.
Junge Erwerbstätige oft und ältere besonders lange krankgeschrieben
Junge Erwerbstätige bis 19 Jahren waren im Vergleich zu ihren älteren Kolleginnen und Kollegen am häufigsten krankgeschrieben, auf jeden Beschäftigten in dieser Altersgruppe entfallen 2019 im Durchschnitt knapp zwei Krankschreibungen, auf Beschäftigte ab 55 Jahre dagegen nur 1,5 Krankschreibungen pro Jahr. Allerdings handelt es sich bei den jüngeren Beschäftigten um relativ kurze Fehlzeiten. Deutlich mehr Fehltage gibt es in den oberen Altersgruppen. Beschäftige ab 60 Jahren fallen durchschnittlich für etwa 32 Tage im Jahr aus, die wenigsten Fehlzeiten hatten 25- bis 29-Jährige mit nur 11,4 Fehltagen pro Jahr im Schnitt.
Muskel-Skelett-Erkrankungen sind Hauptursache für Fehlzeiten
Muskel-Skelett-Erkrankungen wie beispielsweise Rückenschmerzen sind nach wie vor die wichtigste Erkrankungsgruppe im Fehlzeitengeschehen - über ein Viertel aller Fehltage werden dadurch begründet. Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist daher eines der zentralen Handlungsfelder der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Psychische Erkrankungen spielen besonders bei Frauen eine große Rolle
Die zweitwichtigste Erkrankungsgruppe für den Krankenstand in Rheinland-Pfalz sind psychische Erkrankungen. Männer fehlen an durchschnittlich 2,5 Tagen pro Jahr wegen einer Depression oder anderer psychischer Erkrankungen, bei Frauen sind es sogar 3,9 Tage. Krankschreibungen wegen einer psychischen Erkrankung dauern dabei besonders lange. Im Durchschnitt liegt die Dauer einer Krankschreibung bei 36 Tagen. Nicht selten kommt es zu deutlich längeren Fehlzeiten, die (so zeigen die Zahlen zu den Erwerbsminderungsrenten der Deutschen Rentenversicherung) dann auch zum Ausstieg aus dem Erwerbsleben führen können. Psychische Erkrankungen sind mit Abstand die häufigste Ursache bei den Erwerbsminderungsrenten.
Niedrige Krankenstände in Mainz und Koblenz - hohe Werte dagegen im Kreis Kusel
Zwischen den Landkreisen und den Kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz zeigen sich deutliche regionale Unterschiede im Krankenstand. Den höchsten Krankenstand mit 6,0 Prozent hatte 2019 der Landkreis Kusel. Hier fehlten die Beschäftigten an rund 22 Tagen pro Jahr, in der kreisfreien Stadt Mainz lag der Krankenstand nur bei 3,9 Prozent und damit die Zahl der Fehltage je Beschäftigten bei 14 Tagen. Auch in Koblenz lag der Krankenstand mit 4,1 Prozent am unteren Ende.
Höchster Krankenstand: Wasserversorgung Abwasser- und Abfallentsorgung
Der Bericht bietet Anhaltspunkte für die Akteure im betrieblichen Gesundheitsmanagement und zeigt die wichtigsten Handlungsfelder auf. So zeigt der vertiefende Blick in die einzelnen Branchen einen überdurchschnittlichen Krankenstand z.B. in Branchen mit einen stark durch körperliche Belastungen geprägten Tätigkeitsfeld wie dem verarbeitenden Gewerbe, dem Verkehr und der Lagerei, hier liegen die Krankenstände bei 5,5 Prozent, bzw. 5,2 Prozent. Spitzenreiter mit deutlichem Abstand ist die Wasserversorgung Abwasser- und Abfallentsorgung (Krankenstand 6,9 Prozent) gefolgt von der Öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung mit einem Krankenstand von 5,7 Prozent. Die niedrigsten Krankenstände haben die Branchen Land- und Forstwirtschaft sowie die Information und Kommunikation mit jeweils einem Krankenstand von nur 3 Prozent.
Datenbasis des Berichtes bilden über 1,5 Mio. krankengeldberechtigte Mitglieder
Unter Koordination der BGF-Koordinierungsstelle waren am Bericht die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die BARMER, die Betriebskrankenkassen (BKK), die DAK-Gesundheit, die IKK Südwest, die KKH, die KNAPPSCHAFT und die Techniker Krankenkasse sowie die Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung und die Deutsche Rentenversicherung beteiligt. Das Berliner IGES Institut, als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut, hat die Daten zusammengeführt, die Analysen für die Berichtsjahre 2017 bis 2019 durchgeführt und den Bericht erstellt.
Hintergrund: BGF-Koordinierungsstelle
Gesundheitsförderung in Unternehmen gewinnt an Bedeutung. Einseitige körperliche und hohe psychische Beanspruchungen wirken sich auf den Betriebserfolg aus – dies erkennen immer mehr Firmen. Die gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz wollen gemeinsam mit den Unternehmensverbänden und Sozialversicherungsträgern insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen, das Thema Gesundheitsförderung nachhaltig im Unternehmen zu platzieren. Mehr unter: https://bgf-koordinierungsstelle.de/rheinland-pfalz
DGUV - Pressestelle
Glinkastraße 40
10117 Berlin
Tel.: +49 30 13001-1414
presse@dguv.de
Sie wollen regelmäßig Pressemitteilungen der DGUV erhalten? Dann können Sie sie hier abonnieren.