Vergleichende ergonomische Analyse verschiedener Sicherheitsschuhe in der Automobilproduktion

Projekt-Nr. IFA 4174

Status:

abgeschlossen 12/2010

Zielsetzung:

In der Automobilproduktion gibt es viele Arbeitsplätze, an denen überwiegend Tätigkeiten im Stehen/Gehen ausgeführt werden. Hiermit verbunden sind z. T. Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, insbesondere der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten.
Inwieweit das getragene Sicherheitsschuhwerk an der Entstehung von Gesundheitsstörungen am Muskel-Skelett-System verantwortlich und als präventive Maßnahme zu deren Minderung einsetzbar ist, ist weitestgehend unklar. Im Blickfeld bisheriger Studien zu Sicherheitsschuhen stand die Untersuchung lokaler Beschwerden im Fußbereich und der Präventionsaspekt bezog sich vorrangig auf die Vermeidung von Gesundheitsschäden durch Arbeitsunfälle.
Ziel dieser Studie war es daher, den Einfluss unterschiedlich konstruierter Sicherheitsschuhmodelle auf die physische Belastung des Stütz- und Bewegungsapparates zu untersuchen. Im Fokus dieser Untersuchung stand dabei die differenzierte Ausstattung der Sicherheitsschuhe nach ergonomischen Erfordernissen, wie beispielsweise die Schuhdämpfung, Passform und Sohlenkonstruktion.

Welchen Einfluss verschieden gestaltete Arbeitssicherheitsschuhe auf die physische Belastung des Stütz- und Bewegungsapparates haben und welches Sicherheitsschuhmodell möglicherweise zu einer Mehr- bzw. Minderbelastung des Muskel-Skelett-Systems führen kann, sind Fragestellungen, die überprüft werden sollten.

Die Untersuchung wurde bei einem Automobilhersteller im Rahmen einer Dissertation durchgeführt, die vom Institut für Arbeitsmedizin der RWTH Aachen und dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) betreut wurde.

Aktivitäten/Methoden:

Belastungsprofile von 40 Probanden in zwei unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen der Automobilproduktion wurden mit einem speziell für die Untersuchungsfragestellung adaptierten CUELA-Messsystem untersucht. Dabei wurden drei verschiedene Sicherheitsschuhkonzepte (Sicherheitsschuh 1, 2, 3) sowohl in standardisierten Messungen als auch in Messungen in der betrieblichen Praxis getestet. Als Messparameter wurden Gelenkwinkel und Fußdruckverteilungen ausgewertet.
Parallel zu den Messungen wurden Befragungen zum subjektiven Komfort- und Beschwerdeempfinden durchgeführt.
Statistische Analysen wurden zur vergleichenden Untersuchung der verschiedenen Sicherheitsschuhkonzepte herangezogen.

Ergebnisse:

Im Rahmen der CUELA-Messung konnte der Einfluss der Sicherheitsschuhe auf die Körperhaltung und die plantare Druckverteilung aufgezeigt werden. So war das Gehen und Arbeiten im Sicherheitsschuh 1 durch eine größere Oberkörpervorneigung und eine vermehrte Hüftbeugung gekennzeichnet. Im Kniegelenk konnten keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Schuhen nachgewiesen werden. Die Messung der plantaren Druckverteilung ergab eine deutlich höhere Druckbelastung im Sicherheitsschuh 1. Besonders im Rückfußbereich lagen die maximalen Druckwerte teilweise 37 % über den Werten der Vergleichsmodelle. Die Analyse des Parameters Ganglinie zeigte in der Längs- und Querauslenkung ebenfalls schuhspezifische Unterschiede. Das Gehen im Sicherheitsschuh 3 war durch eine kürzere Ganglinie und einem Auftritt näher zur Fersenmitte gekennzeichnet. Im Sicherheitsschuh 2 prägte die dichter zum äußeren Fußrand stattfindende Abrollbewegung das Bild der Ganglinie.
Das subjektive Empfinden der Probanden, die Sicherheitsschuh 1 schlechter bewerteten als die Vergleichsmodelle, deckte sich mit den Messwerten. Insgesamt wurde eine Messtechnik entwickelt, die zur vergleichenden ergonomischen Analyse von Sicherheitsschutzschuhen eingesetzt werden kann.

Stand:

02.08.2012

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Institut für Arbeitsmedizin, RWTH Aachen
Branche(n):

Fahrzeugbau

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Ergonomie, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Physische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Sicherheitsschuhe, Automobilproduktion, CUELA, vergleichende ergonomische Analyse, Untere Extremitäten, Fußdruckverteilung