abgeschlossen 12/2012
In vielen Schulen herrschen in den Klassenräumen keine idealen Lernbedingungen. Das Mobiliar kann nicht der Körpergröße angepasst werden, die Beleuchtung ist zu schwach und die Raumakustik und Luftqualität sind problematisch. Diese nicht idealen Lernbedingungen stellen auch eine Belastung für die Lehrkraft dar. Durch die optimale Gestaltung des Klassenraumes können sowohl die Lern- als auch die Lehrbedingungen verbessert werden. Deshalb beschäftigte sich das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) innerhalb des Projekts "Ergonomisches Klassenzimmer - ein Beitrag zur Guten und Gesunden Schule" der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) mit der praktischen Umsetzung zur Optimierung der Lern- und Arbeitsbedingungen in einem Klassenzimmer. Die Durchführung dieses Teilprojekts erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) und den Unfallkassen NRW und Sachsen.
In einer Hauptschule in Hennef (NRW, betreut durch das IFA) und einer Grundschule in Dresden (Sachsen, betreut durch das IAG) wurden jeweils ein Klassenzimmer umgestaltet. Die Umgestaltung erfolgte unter gesundheits- und lernförderlichen Aspekten. Die Aspekte waren: Akustik, Belüftung, Beleuchtung und Ergonomie. Dabei erfolgte die fachliche Bearbeitung der Aspekte Akustik und Belüftung durch das IFA, die Betreuung der Aspekte Beleuchtung und Ergonomie durch das IAG. Akustik: Im Klassenzimmer der Hauptschule in Hennef gab es bereits eine Holz-Paneel-Decke mit hinterlegtem Mineralfasermaterial, die den Schall gut absorbiert. Als weitere Maßnahme wurde eine schallabsorbierende Akustikwand im oberen Bereich der Rückwand eingebaut. Im Klassenzimmer der Grundschule in Dresden wurde auf die schallharte Betondecke eine schallabsorbierende Akustikdecke montiert. Belüftung: Zu Unterstützung der Fensterlüftung wurden in beiden Klassenzimmern jeweils zwei dezentrale Lüftungsgeräte unterhalb der Fenster eingebaut. Der Volumenstrom der Lüftungsgeräte wird über einen CO2-Sensor gesteuert. Beleuchtung: Die Beleuchtung der Klassenzimmer entsprach in verschiedenen Aspekten (z. B. Beleuchtungsstärke) nicht den Anforderungen, daher wurde in beiden Klassenzimmern eine neue Beleuchtungsanlage mit "dynamischem Licht" (s. a. Ergebnisse) installiert. Des Weiteren wurde die außenliegende Beschattung durch neue Jalousien ersetzt. Ergonomie: Die nicht höhenverstellbaren Doppeltische wurden durch höhenverstellbare Einzeltische ersetzt. Die Stühle sind jetzt ebenfalls höhenverstellbar und erlauben ein dynamisches Sitzen. Die fest installierte Tafel wurde gegen ein flexibles Tafelsystem ausgetauscht. In der Hauptschule in Hennef wurde zusätzlich ein interaktives Whiteboard angeschafft. Die Schulranzen können in Schulranzenschränken untergebracht werden. Evaluation: Der Einfluss der Umgestaltung des Klassenzimmers auf die Schüler wurde evaluiert. Die Untersuchung erfolgte nach einem Versuchs-Kontrollgruppen-Design über ein gesamtes Schuljahr. Die Daten wurden mithilfe standardisierter Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung sowie einer Unterrichtsbeobachtung erhoben. Außerdem haben die Beteiligten an einem Test zur objektiven Erfassung der Aufmerksamkeitsleistung teilgenommen.
Akustik: Im Klassenzimmer in der Hauptschule konnten durch die Akustikwand die bereits guten Nachhallzeiten noch weiter reduziert werden. In Dresden reduzierte die Akustikdecke die Nachhallzeiten und verbesserte die Sprachverständlichkeit deutlich. Belüftung: Durch die dezentralen Lüftungsgeräte ist in beiden Klassenzimmer eine gleichbleibend gute Luftqualität auch bei geschlossenen Fenstern vorhanden. Beleuchtung: Je nach Unterrichtssituation könne drei verschiedene Beleuchtungsszenarien mit unterschiedlicher Beleuchtungsstärke und Lichtfarbe eingestellt werden. Neben der Standardbeleuchtung trägt die Beleuchtung auch zur Konzentration oder Beruhigung bei. Ergonomie: Die Tische und Stühle können aufgrund der Höhenverstellbarkeit individuell der jeweiligen Größe der Schüler angepasst werden. Die Möglichkeit des dynamischen Sitzens erlaubt es den Schülern, wechselnde Sitzpositionen einzunehmen. Die Tafelelemente des Tafelsystems können abgenommen werden und sind beidseitig nutzbar. Das interaktive Whiteboard in der Hauptschule in Hennef besitzt eine spezielle Unterrichtssoftware und Zugang zum Internet. Durch die Möglichkeit, die Schulranzen in den entsprechenden Schränken unterbringen zu können, wurden Stolperstellen in beiden Klassenzimmern beseitigt. Evaluation: Die Ergebnisse aus den Fragebögen zeigen, dass sowohl in der Hauptschule in Hennef als auch in der Grundschule in Dresden das neue Klassenzimmer von den Schülern und den Lehrern gut angenommen worden ist. Die neuen Arbeits- und Lernbedingungen wurden durchgehend als positiv bewertet.
Bildung, Wissenschaft
Gefährdungsart(en):ungünstige Arbeitsumgebung
Schlagworte:Gesundheitsförderung, Ergonomie
Weitere Schlagworte zum Projekt:Schule, Klassenzimmer, Lernbedingungen, Ergonomie