Pilotstudie zur Untersuchung der Rückenbelastungen von Rettungskräften beim Transport von Patienten in Treppenhäusern

Projekt-Nr. IFA 4219

Status:

abgeschlossen 07/2016

Zielsetzung:

Rettungspersonal im Einsatz muss häufig Patienten durch Treppenhäuser transportieren, wobei hohe Lasten zu handhaben und ungünstige Körperhaltungen aufgrund beengter Transportwege einzunehmen sind. Zudem müssen immer häufiger schwergewichtige Personen transportiert werden.

Abhängig von der verfügbaren Anzahl der Rettungskräfte und den eingesetzten Transportmitteln können hierbei hohe Belastungen für das Muskel-Skelett-System auftreten, insbesondere für den Rücken. Ein zusätzliches Problem ergibt sich daraus, dass der Anteil an weiblichen Rettungskräften steigt und für Frauen niedrigere Belastungsgrenzen als für Männer gelten.

Es gibt mittlerweile alternative Hilfsmittel zur Entlastung der Rettungskräfte, die neben den konventionellen Transporthilfen genutzt werden können, aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht weit verbreitet sind.

In dieser Pilotstudie wurde die Rückenbelastung beim Patiententransport durch Treppenhäuser mit zwei konventionellen und zwei alternativen Transporthilfen ermittelt, um einen möglichen belastungsreduzierenden Effekt durch die alternativen Hilfsmittel nachweisen zu können. Es sollte geprüft werden, inwieweit die Ergebnisse der Pilotstudie als Basis für ein Folgeprojekt dienen können, um etwa in Kooperation mit den betroffenen Unfallversicherungsträgern Präventionsempfehlungen für die Praxis entwickeln zu können.

Aktivitäten/Methoden:

Zunächst erfolgte eine Sichtung und Auswertung der vorhandenen internationalen Literatur zum Thema "Transport von Patienten in Treppenhäusern". Auf der Basis dieser Recherche und einer Marktanalyse erfolgte die Planung der Laboruntersuchungen: Zwei konventionelle Hilfsmittel (Tragestuhl und Tragetuch) und zwei alternative Hilfsmittel (Treppentragestuhl mit Raupenantrieb und Treppengleittuch) wurden zum Treppentransport eines Dummys durch zwei Probanden verwendet. Zur qualitativen und quantitativen Ermittlung bzw. Ableitung von Körperhaltungen/-bewegungen, Aktionskräften sowie Kompressionskräften an der Lendenwirbelsäule sollten geeignete Messverfahren (z. B. CUELA, Kraftgriffe) zusammengestellt und eingesetzt werden. Die subjektiv empfundene Anstrengung der Probanden wurde parallel mithilfe eines Fragebogens mit der Borg-Skala erfasst. Als Probanden haben sechs männliche beschwerdefreie Rettungsdienstmitarbeiter unter 40 Jahren an den Untersuchungen teilgenommen. Die Auswertung erfolgte u. a. über eine statistische Prüfung der Messparameter der verwendeten Hilfsmittel im Vergleich zu den konventionellen Hilfsmitteln.

Ergebnisse:

Auf der Grundlage der Literaturrecherche wurde ein geeignetes Untersuchungsprotokoll sowie ein umfangreiches Messsetup (fünf parallel arbeitende Messsystem: dreimal CUELA Inertial und zweimal Kraftmessgriffe sowie Fragebögen zum Belastungsempfinden) zusammengestellt und erprobt. Dieses Vorgehen ermöglichte die paarweise Erfassung der Belastungssituation der Zweier-Rettungsteams.

Die gewonnenen Daten zeigen, dass die durchgeführten Entwicklungen, Anpassungen und Konstruktionen an Soft- und Hardware die Erfassung der gewünschten Parameter ermöglichten. Optimierungsmöglichkeiten für die Messtechnik konnten identifiziert und sollen für Folgemessungen in einer Hauptstudie umgesetzt werden.

Die Ergebnisse bieten erste Hinweise über die Belastungen, die bei der Verwendung der verschiedenen Hilfsmittel zum Patiententransport im Treppenhaus auftreten können. Neben der Transportrichtung (treppauf, treppab) und dem verwendeten Hilfsmittel hatte auch die Tragetechnik einen Einfluss auf die Höhe der körperlichen Belastung der Versuchspersonen. Anhand der Messergebnisse sowie der Probandenbefragung lässt sich ein Trend zur Belastungsreduzierung durch die Verwendung der getesteten alternativen Transporthilfen ableiten.

Die Erkenntnisse aus dieser Pilotstudie dienen der Vorbereitung einer Hauptstudie, die als wissenschaftliche Grundlage für die Ableitung geeigneter Präventionsempfehlungen bilden.

Stand:

23.03.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen, Handhabung von Lasten, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Ergonomie, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Rettungsdienst, Personentransport, Rückenbelastung, Kompressionskräfte, CUELA, Kraftgriffe

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