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Unter dreijährige Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege sind eine Zielgruppe der Unfallversicherungsträger, für die aktuell noch keine wissenschaftlich fundierten Vorschläge für die Gestaltung von Gefährdungsbeurteilungen vorliegen, obwohl sowohl die Verpflichtung als auch der Bedarf vorhanden sind. Die Fachliteratur zeigt auf, dass bereits über 30 % der unter dreijährigen Kinder – in den ostdeutschen Bundesländern sogar über 50 % – regelmäßig viel Zeit (nicht selten 45 h/Woche) in Kindertagesbetreuung verbringen. Dort sind sie Belastungen ausgesetzt, die zu Beanspruchungen und negativen Beanspruchungsfolgen führen können, die bis ins Erwachsenenalter wirken. Träger von Kindertageseinrichtungen und das pädagogische Personal müssen darin unterstützt werden, Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und präventive wie gesundheitsförderliche Maßnahmen zu planen und umzusetzen.
Das beantragte Projekt hat zum Ziel, ein wissenschaftlich fundiertes beobachtungsbasiertes Verfahren zur psychischen Gefährdungsbeurteilung von Kindern unter drei Jahren zu entwickeln. Diese Zielgruppe wird fokussiert, weil sie aufgrund ihres Entwicklungsstandes sowohl besonders verletzlich als auch kaum in der Lage ist, eigenständig zuverlässig Auskunft über belastende Situationen und Beanspruchungen zu geben. Mit der Minimierung von Risiken für ein geringes biopsychosoziales Wohlbefinden und hohe Beanspruchungen sollen soziale und emotionale Kompetenzen von Kindern gestärkt und Störungen und Verhaltensauffälligkeiten präventiv begegnet werden. Mittel- und langfristig dient dies sowohl der Gewaltprävention als auch der Sicherung von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit im Erwachsenenalter.
Das Vorhaben ist der gestaltungsorientierten Praxisforschung zuzuordnen. Diese zeichnet sich durch die Nähe und den Einbezug von relevanten Akteuren eines Feldes und durch die Verbindung von theoretisch-methodischem Wissen der Forschenden und dem Handlungswissen und der Feldkenntnis der Praktiker/-innen aus. Strukturiert durch vier definierte Arbeitspakete wird in enger Kooperation mit vier Teams von Kindertageseinrichtungen ("Innerer Kreis") das Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung inklusive erläuternder Begleitmaterialien entwickelt. Anschließend evaluiert ein erweiterter Kreis an Einrichtungen (N = ca. 30) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Rahmenbedingungen, Elternschaften und Träger das Verfahren, um die Übertragbarkeit zu gewährleisten. Das Verfahren wird nach erfolgreichem Projektabschluss Trägern und Kindertageseinrichtungen bundesweit zugänglich gemacht.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Psychische Fehlbelastungen
Schlagworte:Gefährdungsbeurteilung, Psychische Beanspruchung/Belastung, Prävention
Weitere Schlagworte zum Projekt:Psychische Belastungen, Kinder, Kinderbetreuung, Tagesbetreuung