FRAMES - Frühwarnsystem zur Adaptiven Mensch-Fahrzeug-Erkennung und Sicherheitsförderung

Projekt-Nr. FF-FP 0367

Status:

abgeschlossen 05/2018

Zielsetzung:

Im Forschungs- und Entwicklungsprojekt FRAMES wurde ein Frühwarnsystem entwickelt und getestet, das eine Information über die Anwesenheit anderer Personen, die in der unmittelbaren Umgebung am Straßenverkehr teilnehmen, liefern kann, auch bei Sichtverdeckungen durch Gebäude oder anderen Hindernisse.

Insbesondere die so genannten schwächeren Verkehrsteilnehmenden, welche zu Fuß oder mit einem Fahrrad unterwegs sind, sollen durch eine frühzeitige Warnung in die Lage versetzt werden, selbst einen Unfall zu vermeiden.

Während herkömmliche Systeme nur im Fahrzeug eine Warnung bei vorrangig sichtbaren Gefahrenquellen ermöglichen, erfolgt die Warnung beim FRAMES-System gleichzeitig und kooperativ, um alle beteiligten Personen über die sich anbahnende Gefährdung zu informieren.

Gleichzeitig wurden die wiederholt identifizierten Verhaltensanpassungen (Risikokompensation) sowie mögliche verhaltens- und designbezogene Gegenmaßnahmen für das technische System untersucht. Beide Ziele wurden erreicht.

Aktivitäten/Methoden:

  • Literaturanalysen für die Bewegung von Personen zu Fuß und mit dem Fahrrad
  • Verhaltensbeobachtungen im Betrieb
  • Testuntersuchungen im Betrieb
  • Befragungen, Testuntersuchungen auf dem Übungsgelände
  • Simulationen im Labor, unter Nutzung eines Verkehrssimulators, durch die Untersuchungen im Betrieb und auf der Straße sowie
  • Befragungen, Workshops, Experteninterviews und Begleitkreisdiskussionen.

Die Prüfung der grundlegenden Systemleistung bzw. -eignung und der o.g. Verhaltenseffekte erfolgte in mehreren Schritten durch Computersimulationen, bei kontrollierten Fahrten auf dem Testgelände unter Nutzung einer selbst konzipierten Simulationsanlage für zu Fuß Gehende unter Nutzung von "Dummys" sowie bei Realsituationen auf einem Logistikgelände eines Transportunternehmens.

Ergebnisse:

Zusammenfassend zeigte sich bei den unterschiedlichen Testläufen durchaus ein beachtliches Schutzpotential des Systems durch bspw. reduzierte Unfallzahlen, während des Einsatzes. Gleichzeitig wurden aber auch erhöhte Aufprallgeschwindigkeiten und geringere Bremsstärken registriert, was mit einer veränderten Risikowahrnehmung der Fahrsituation und daraus abgeleiteten erhöhten Geschwindigkeitsverhalten in Zusammenhang gebracht werde konnte.

Eine solche Kompensation fand allerdings nicht nur bei den fahrenden Personen, sondern in vergleichbarem Ausmaß auch bei den schwächeren Verkehrsteilnehmenden statt. Das daraus abzuleitende Übervertrauen in die Schutzwirkung des Systems erfolgte dabei unmittelbar und speiste sich u. a. aus der Wahrnehmung der Systemwirkung.

Die vorliegenden Befunde zu den Verhaltensveränderungen in Reaktion auf umfassende technische Veränderungen müssen angesichts der ständig wachsenden Fülle von Fahrerassistenzsystemen und Automatisierungstechnologien deutlich stärker erforscht werden.

Angesichts der unbestreitbaren Nützlichkeit einer technisch bedingten verbesserten Wahrnehmungsfähigkeit sollte ihre Einführung daher unbedingt durch entsprechende Schulungs- und Unterweisungsmaßnahmen unterstützt werden, um den Nutzen eines solchen Frühwarnsystems erreichen zu können.

Das FRAMES-System wurde bis auf die Ebene eines Prototyps gebracht, für dessen Marktreife nun ein Verkleinerungsprozess und eine Vermarktung des Systems erfolgen müssten. Die Akzeptanz und das Interesse sind bei allen befragten und beteiligten Firmen und auch sonstigen Personen sehr hoch.

Insbesondere die Erkenntnis, dass eine hohe Zuverlässigkeit des Systems, u.a. mit risikoerhöhenden bzw. sicherheitsreduzierenden Anpassungsreaktionen erkauft wird, die derzeit kaum von den Herstellenden oder Nutzenden oder den Behörden berücksichtigt oder auch nur wahrgenommen werden, müssen zukünftig umfassend analysiert werden. Es ist ansonsten sehr wahrscheinlich, dass die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Systeme bei der Unfallreduktion nicht ausgeschöpft werden und in unerwünschter Weise zu einer Veränderung des zukünftigen strukturellen Unfallgeschehens beitragen werden. Angesichts der unbestreitbaren Nützlichkeit einer technisch bedingten verbesserten Wahrnehmungsfähigkeit, sollte ihre Einführung daher unbedingt durch entsprechende Schulungs- und Unterweisungsmaßnahmen unterstützt werden, um den Nutzen eines solchen Frühwarnsystems erreichen zu können.

Das FRAMES-System stellt mit seiner gleichberechtigten Kombination aus technischer Entwicklung und verhaltenswissenschaftlicher Basis ein Novum bei der Untersuchung hochentwickelter Assistenztechnologien im Bereich der Fahrerassistenz dar. Die Erkenntnis der Notwendigkeit der Fokussierung auf die zukünftig anwendende Person und die Anpassung an deren Verhaltensgrundlagen wird mit zunehmendem Leistungsumfang immer notwendiger, um unerwünschte Nebenwirkungen im vertretbaren Rahmen zu halten.

Für die betrieblichen Präventionsaufgaben sind diese Befunde sowie obligatorische weitergehende Untersuchungen im Arbeitsalltag und Straßenverkehrssituationen auf dienstlichen Wegen dringend angeraten.

Stand:

04.07.2019

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Jena
Branche(n):

Verkehr

Gefährdungsart(en):

Mechanische Gefährdungen

Schlagworte:

Verkehrsunfälle

Weitere Schlagworte zum Projekt:

FRAMES, Frühwarnsystem, Mensch-Fahrzeug-Kommunikation, innerbetrieblicher Transport