Sicheres Radfahren bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren – Der Einfluss von exekutiven Funktionen und Pubertät

Projekt-Nr. FF-FP 0362

Status:

abgeschlossen 06/2017

Zielsetzung:

Ziel der Studie war zu untersuchen, warum Fahrradunfälle bei 10- bis 14-Jährigen deutlich häufiger vorkommen als bei anderen Altersgruppen. Ziel war darüber hinaus die Entwicklung und Erprobung konkreter Präventionsmaßnahmen, die Kinder in dieser Altersgruppe dabei unterstützen, sicher am Verkehrsgeschehen teilzunehmen. Hierbei sollten auch neurowissenschaftliche, entwicklungspsychologische und schulpädagogische Forschungsergebnisse einbezogen werden, um eine passgenaue Prävention zu entwickeln. Ein wichtiges Ziel bestand darin, die Selbststeuerungsfähigkeit der Jugendlichen zu erhöhen, welche für viele Lebensbereiche wichtig ist.

Aktivitäten/Methoden:

Mithilfe einer Befragung von Kindern und Jugendlichen, Eltern und Schulleitungen aus verschiedenen Bundesländern sollten die Faktoren ermittelt werden, die für das höhere Unfallrisiko dieser Altersgruppe verantwortlich sind. Im Folgenden wurde basierend auf den Ergebnissen der Befragungen eine Präventionsmaßnahme "YOLO - Teste deine Grenzen" konzeptioniert. Es zielt auf die Stärkung der exekutiven Funktionen und der Risikokompetenz Jugendlicher, um sie besser zu befähigen, sowohl ihre eigenen Fertigkeiten als auch die von ihrem Umfeld (einschließlich dem Straßenverkehr) ausgehenden Gefahren realistischer einzuschätzen. Dabei sollen sie auch lernen, sich resistenter gegenüber dem Einfluss von Gleichaltrigen zu verhalten. Diese wurde im Prä-Post-Design mit Kontrollgruppe mit einer Risikogruppe durchgeführt und evaluiert.

Ergebnisse:

Im Forschungsprojekt wurde erstmals die Rolle von exekutiven Funktionen in Bezug auf das Radfahren untersucht.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie belegen verschiedene Zusammenhänge mit der Häufigkeit und Schwere von Radunfällen, Radfahrverhalten und weiteren individuellen Einflussfaktoren. Insbesondere Jugendliche, die seit ihrem 9. Lebensjahr vermehrt Radunfälle erlebten, berichteten von einer höheren Risikobereitschaft, mehr emotionalen Problemen und von mehr Defiziten in den exekutiven Funktionen, als Jugendliche ohne einen solchen Unfall. Die Beeinflussbarkeit durch Gleichaltrige erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, vermehrt Radunfälle zu erleben. Die Ergebnisse der Evaluation des Präventionsprogrammes deuten auf einen förderlichen Effekt, sowohl auf die exekutiven Funktionen als auch auf die Risikokompetenz der Jugendlichen. Gleichzeitig konnten die Unfallzahlen in den Bereichen Freizeit- und Schulsport sowie während der Pausenzeiten in der Schule gesenkt werden.

Insgesamt lassen die Ergebnisse des Forschungsprojektes den Schluss zu, dass die Förderung der exekutiven Funktionen und der Risikokompetenz in Präventionsprogrammen zur Förderung der Sicherheit jugendlicher Radfahrer Berücksichtigung finden sollten. Zukünftige Programme, die das Ziel haben, Unfallrisiken bei Jugendlichen zu senken, sollten demnach bei der Auswahl der Inhalte und Methoden entwicklungs- und neuropsychologische Aspekte mit beachten.

Stand:

22.09.2017

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen an der Klinik für Psychiatrie III Universität Ulm
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Mechanische Gefährdungen

Schlagworte:

Unfallverhütung, Verkehrsunfälle, Besondere Personengruppen

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Radfahren, Jugendliche, Pubertät