abgeschlossen 07/2013
Die Interventionsstrategie im Verfahren Haut der DGUV besteht aus einem Programm sich in ihrer Intensität gestuft steigernder Maßnahmen. Die wichtigsten Bausteine des Verfahrens Haut stellen auf der Ebene der ambulanten Versorgung das ambulante dermatologische Heilverfahren im Rahmen des § 3 BKV, das Angebot von interdisziplinären Hautschutzseminaren, die Ausstattung mit persönlichen Hautschutzmitteln sowie technisch/organisatorische Maßnahmen dar. Für besonders schwere, ambulant therapieresistente Berufsdermatosen steht als weiterer Baustein in dem gemäß Verfahren Haut hierarchisch gegliederten Präventionskonzept bei Berufsdermatosen auf der Ebene der tertiären Individualprävention (TIP) das Angebot eines interdisziplinären, modifizierten stationären Heilverfahrens zur Verfügung. Ziel des Forschungsvorhabens ROQ im Hinblick auf die tertiäre Individual-Prävention von Berufsdermatosen ist die Etablierung einer qualitätsgesicherten, interdisziplinären Standardvorgehensweise zur Prävention schwerer berufsbedingter Hauterkrankungen und zur Vermeidung von hauterkrankungsbedingtem Arbeitsplatzverlust, die Konzeption einer allgemeinen und besonderen BK-Heilbehandlung (Case-Management), die Entwicklung eines Evidenz-basierten Goldstandards für die Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Berufsdermatosen (Disease-Management) und die Prüfung der Effektivität und Nachhaltigkeit rehabilitativer Maßnahmen bei Berufsdermatosen. Weitere Ziele sind die günstige Beeinflussung des Verlaufs der Hauterkrankung, dauerhafte Ermöglichung der Berufstätigkeit, Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen und Minderung der medizinischen und Teilhabekosten sowie Effizienzsteigerung der von der gesetzlichen Unfallversicherung eingesetzten Mittel. Hiermit wird auch ein Beitrag geleistet zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Das Forschungsvorhaben wurde als multizentrische Interventionsstudie an fünf Standorten durchgeführt, dokumentiert und zentral ausgewertet. Hierbei untergliedert sich die Interventionsmaßnahme in drei Phasen: Einem dreiwöchigen stationären Aufenthalt, in dem interdisziplinär Behandlung, Schulung und Beratung der Patienten erfolgen, einer nachstationären dreiwöchigen Arbeitskarenzphase am Heimatort mit Fortführung der eingeleiteten therapeutischen Maßnahmen sowie einer Verlaufsdokumentation nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren unter Umsetzung der erarbeiteten präventiven Maßnahmen. Im Rahmen des interdisziplinären, modifizierten stationären Heilverfahrens und der integrierten nachstationären ambulanten Versorgung wurden berufsdermatologisch-gesundheitspädagogische und sozialmedizinisch relevante Parameter im Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf und der Erkrankungsschwere standardisiert erhoben. Insgesamt wurden 1788 Patienten in die Studie aufgenommen.
Die ROQ-Studie konnte in allen Zentren erfolgreich umgesetzt und die Nachbeobachtung der eingeschlossenen Patienten mit hoher epidemiologischer Qualität durchgeführt werden. Die Teilnehmerrate war durchweg hoch und lag zwischen der 1- Jahres- und 3-Jahres-Untersuchung bei fast 90 %; zum Zeitpunkt der Abschlussuntersuchung (3-Jahres-Untersuchung) war eine Teilnehmerrate von 82,5% zu verzeichnen. Dabei unterschied sich die Teilnehmergruppe nicht wesentlich von der Gruppe der Nicht-Teilnehmer (Intention-to-treat-Analyse). Bis zum Zeitpunkt der 3- Jahres-Nachuntersuchung konnten 97 % der Teilnehmer wieder eine Berufstätigkeit aufnehmen; zum Zeitpunkt dieses Abschlussuntersuchungstermins arbeiteten 83 % der Teilnehmer. Die meisten Teilnehmer konnten hierbei in ihrem Beruf verbleiben; zum Zeitpunkt der Abschlussuntersuchung gingen zusammenfassend 70,6 % der Teilnehmer der gleichen Tätigkeit nach oder waren im gleichen Beruf tätig. Die durchschnittlichen jährlichen Arbeitsunfähigkeitszeiten konnten signifikant von 34,5 Tagen in dem einen Jahr vor der stationären Maßnahme auf 9,1 Tage insgesamt in den letzten zwei Jahren der Nachbeobachtungsphase reduziert werden. Ebenso konnte gezeigt werden, dass durch die stationäre Maßnahme sowohl die Schwere der Hauterkrankung signifikant gebessert als auch die Lebensqualität der Betroffenen signifikant gesteigert werden konnten und dass diese Effekte auch langfristig bis zum Zeitpunkt der 3-Jahres- Abschlussuntersuchung stabil blieben. Schließlich war auch eine hohe Akzeptanz der Teilnehmer für die durchgeführte Maßnahme einschließlich der gesundheitspädagogischen Schulungsmaßnahmen nachweisbar, dies mag auch die niedrige Drop-out-Rate erklären. In den wenigen Fällen, in denen durch dieses intensivierte Präventionsangebot ein Berufsverbleib nicht erzielt werden konnte, konnte zudem durch die TIP-Maßnahme zeitnah eine fundierte Grundlage für eine abschließende versicherungsrechtliche Entscheidung des zuständigen Unfallversicherungsträgers geschaffen werden.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Gefahrstoffe
Schlagworte:Rehabilitation, Berufskrankheit
Weitere Schlagworte zum Projekt:Rehabilitationsverfahren, Haut, Qualitätssicherung, Heilverfahren