abgeschlossen 12/2001
Kieselgur enthält je nach Abbaugebiet bis zu 20 % Quarz und je nach Art des für die Aufbereitung erforderlichen Kalzinierungs- bzw. Aktivierungsprozesses bis zu 70 % Cristobalit. Kieselguren werden z. B. in der Getränkeindustrie - insbesondere in Brauereien - als Filtermedien verwendet. Die Brauereien beziehen Kieselgur üblicherweise in Säcken verpackt. In den Brauereien wird Kieselgur mit Wasser zu einer Suspension vermischt, die zu filtrierenden Schichten aufgeschwemmt wird, mit denen anschließend Trübstoffe wie z. B. Hefen aus dem Bier gefiltert werden. Staubemissionen sind beim manuellen Handling der Sackware, z. B. beim Öffnen der Säcke, bei der Aufgabe der Kieselguren in das Anrührgefäß sowie bei der Leersackbeseitigung zu erwarten. In Zusammenhang mit der diskutierten Einstufung von Quarz und Cristobalit als krebserzeugende Gefahrstoffe wurde auf Initiative der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten untersucht, welche Präventionsmaßnahmen (Substitution, Expositionsminderung) in der Getränkeindustrie beim Umgang mit Kieselguren erforderlich sind.
Im Rahmen des Projektes wurden sowohl die stofflichen Zusammensetzungen verschiedener Kieselguren und Filterersatzstoffe als auch deren Staubungsverhalten untersucht. Die analytische Untersuchung der stofflichen Zusammensetzungen beinhaltete die Bestimmung der Feinstaubanteile (alveolengängige Fraktion) und der Quarz- und Cristobalitanteile im Original und in der Feinfraktion. Das jeweilige Staubungsverhalten der Proben wurde mit einem Gegenstrom-Fallrohr, das im Institut für Gefahrstoff-Forschung (IGF), Dortmund entwickelt wurde, sowie mit dem Sedimentationsmessgerät SP 3 der Firma Lorenz, Kattlenburg untersucht.
In Bezug auf ihre stofflichen Zusammensetzungen variierten die Proben zum Teil deutlich; die Quarz- und Cristobalitgehalte im Probenmaterial lagen zwischen ca. 2 bis ca. 46 %. Im Feinanteil wurden Quarzgehalte zwischen < 1 und 64 % ermittelt. Für die quarz- und cristobalitarmen Ersatzstoffe konnten im Probenoriginal und im Feinanteil Quarzgehalte < 1 % nachgewiesen werden, so dass diese Produkte hinsichtlich ihrer stofflichen Zusammensetzung und dem damit verbundenen Gefahrenpotenzial als "günstige" Produkte eingestuft werden können. In Bezug auf das Staubungsverhalten zeigten die Kieselguren eine geringe Tendenz zur Staubfreisetzung. Die quarz- und cristobalitarmen Ersatzprodukte hingegen neigten in den Staubungstests zu einer deutlich erhöhten Staubfreisetzung. Somit relativiert das Staubungsverhalten der Ersatzstoffe den Vorteil des geringen Quarzgehaltes.
Weitere Informationen:
Nahrungsmittelwirtschaft
Gefährdungsart(en):Gefahrstoffe, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Gefährdungsbeurteilung, Chemische Arbeitsstoffe, Prävention
Weitere Schlagworte zum Projekt:Kieselgur, Filtermedium, Getränkeindustrie, Quarz, Cristobalit, Filterersatzstoffe, Staubungsverhalten, Präventionsmaßnahmen