abgeschlossen 06/1997
Zum Vermeiden von Bränden und Explosionen sind Kenntnisse über die Eigenschaften der in den Betrieben gehandhabten staubförmigen, staubhaltigen oder staubfreisetzenden Stoffe unabdingbar. Die Brenn- und Explosionskenngrößen stellen eine wesentliche Grundlage sowohl für Maßnahmen des vorbeugenden als auch des konstruktiven Explosionsschutzes dar. Vielfach besteht in der Praxis Unklarheit darüber, ob und ggf. in welchem Umfang die gehandhabten Stoffe brennbar und im Gemisch mit Luft explosionsfähig sind. Zu diesen Fragen unterstützt das Berufsgenossenschatliche Institut für Arbeitssicherheit - BIA die Berufsgenossenschaften und ihre Mitgliedsbetriebe durch fachspezifische Beratungen. In diesem Zusammenhang werden sehr häufig auch die Brenn- und Explosionskenngrößen der zu beurteilenden Stoffe bestimmt. Diese im Laufe der Jahre angesammelten Daten können auch in anderen Fällen für Experten bereits eine wertvolle Hilfe zum Abschätzen von Gefahren und Risiken beim Umgang mit brennbaren und staubexplosionsfähigen Stoffen sein. Es wurde daher ein Weg gesucht, die vorhandenen Kenngrößen der Praxis zugänglich zu machen. Hiermit kann aufgezeigt werden, von welchen Stoffen die Explosionsfähigkeit bereits bekannt ist und in welcher Größenordnung die Werte für diese Stoffe zu erwarten sind. Das Projekt dient damit insbesondere der praktischen Umsetzung der Richtlinie 89/391/EWG (Arbeitsschutzrahmenrichtlinie) und soll in Verbindung mit der zu erwartenden Richtlinie ATEX 118a ein Hilfsmittel für Experten zur Verfügung stellen, das es ermöglicht, von brennbaren Stäuben ausgehende Gefahren im Einzelfall zu beurteilen und ggf. auch geeignete Schutzmaßnahmen auszuwählen und zu bemessen.
Bereits 1980 wurde eine erste Zusammenstellung der Brenn- und Explosionskenngrößen von ca. 800 Stäuben als Forschungsbericht "Staubexplosionen" vom BIA herausgegeben und später in erweiterter Form (ca. 1900 Stäube) im BIA-Handbuch "Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz" (1987) veröffentlicht. Aufbauend auf dieser existierenden Datensammlung wurden weitere im BIA ermittelte Brenn- und Explosionskenngrößen von Stäuben gesichtet, bewertet und unter Berücksichtigung der Gesichtspunkte des Datenschutzes integriert. Hierfür wurde eine entsprechende Datenbank aufgebaut. Neben dem umfangreichen Datenmaterial des BIA wurden zahlreiche Datensätze von anderen Prüfinstituten zur Verfügung gestellt und eingegliedert.
Die Datensammlung umfasst zurzeit Brenn- und Explosionskenngrößen von ca. 4300 Stäuben und steht als BIA-Report 12/97 für Experten des Brand- und Explosionsschutzes zur Verfügung. Zusätzlich steht eine Version in englischer Sprache als BIA-Report 13/97 zur Verfügung. Die Datensammlung gestattet zunächst eine grobe Orientierung darüber, ob ein Stoff als staubexplosionsfähig anzusehen ist oder nicht. Insbesondere bei den Stoffen, von denen eine große Zahl von Einzelergebnissen vorliegt, ist im Allgemeinen die bekannte Abhängigkeit der Kenngrößen von Feinheit und Feuchte gut zu erkennen. Darüber hinaus wird aber auch ersichtlich, dass bei ein und demselben Stoff teilweise eine erhebliche Bandbreite der Werte bestehen kann. Dies macht wiederum deutlich, dass trotz der guten Orientierungsmöglichkeiten anhand des Tabellenwerkes in vielen Fällen zum genauen Bemessen von Explosionsschutzmaßnahmen ein Untersuchen der tatsächlich vorliegenden Stäube unverzichtbar ist und dass grundsätzlich immer über entsprechende Sicherheitsreserven/Sicherheitsabstände nachzudenken ist. In absehbarer Zeit soll die Datenbank auch in das Internet eingestellt werden. Eine regelmäßige Aktualisierung, insbesondere der Internet-Version, ist ebenfalls geplant.
Weitere Informationen:
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Gefahrstoffe, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Arbeitsorganisation/-schutzmanagement
Schlagworte:Brand- und Explosionsschutz, Anlagensicherheit, Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken)
Weitere Schlagworte zum Projekt:Brenn- und Explosionskenngrößen, Stäube, Explosionsschutz, Richtlinie 89/391/EWG, Richtlinie ATEX 118a, Staubexplosionsgefahren, Schutzmaßnahmen