abgeschlossen 12/1996
Zahlreiche in Fahrdiensten der öffentlichen Personennahverkehrsgesellschaften durchgeführte Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass ergonomische Mängel am Fahrerarbeitsplatz im Linienbus die ohnehin hohen physischen und psychischen Belastungen des Fahrers verstärken. Im Rahmen eines Verbundprojektes der Berufsgenossenschaft der Straßen-, U-Bahnen und Eisenbahnen sollten die Sicherheit und die Belastungssituation der Fahrer im Linienbus verbessert werden. An dem Forschungsprojekt waren unter Leitung der Berufsgenossenschaft Betreiber von Linienbussen (kommunale Verkehrsbetriebe), Hersteller von Linienbussen, wissenschaftliche Institute der Technischen Hochschule Aachen, Verbände, Gewerkschaften und das BIA beteiligt. Ziel des Projektes war es, ein ergonomisch und technisch optimiertes Gesamtkonzept für den Fahrerarbeitsplatz im Linienbus zu entwickeln. Der vom BIA bearbeitete Teil des Projektes umfasste die Verbesserung der Fahrersitze in Bezug auf die Schwingungsbelastung und die Verbesserung der Klima- und Gefahrstoffsituation am Fahrerarbeitsplatz.
Fahrersitze (Schwingungsbelastung): Vom Institut für Kraftfahrzeugwesen der RWTH Aachen wurden Schwingungsmessungen am Sitzmontagepunkt und auf dem Fahrersitz durchgeführt. Ausgewertet wurden die Höhe der Schwingungen, ihre Verteilung auf die interessierenden Frequenzen und die Wirksamkeit der eingebauten Sitze. Als Ergebnis der Auswertung wurden Anforderungen an das schwingungstechnische Verhalten zukünftiger Sitze beschrieben. Diese dienten den Sitzherstellern als Ausgangsbasis für die Verbesserung der Feder-Dämpfer-Kombination.
Klima/Gefahrstoffe: Die Innenraumluft-Qualität in Linienbussen wird im Wesentlichen durch Stoffe beeinflusst, die über die Lüftung von außen eingebracht werden (z.B. CO, CO2, Dieselruß) und durch Stoffabgaben der Fahrgäste. Im Rahmen von Ist-Analysen unter realistischen Fahrbedingungen wurden Belastungssituationen und daraus abzuleitende Lösungskonzepte für die Verbesserung dieser Situationen beschrieben. Diese Konzepte wurden in Zusammenarbeit mit Komponenten-Herstellern für Fahrzeuglüftungs- und Heizungsanlagen, mit den Busherstellern und dem Institut für Kraftfahrzeugwesen umgesetzt und optimiert.
Fahrersitze (Schwingungsbelastung): Die von den Sitzherstellern an die Anforderungen des Lastenheftes angepassten Fahrersitze wurden im Prototypeinsatz messtechnisch begleitet und zusätzlich im Schwingungsprüflabor des BIA untersucht. Es ergab sich teilweise eine deutlich bessere Schwingungsminderung durch die angepassten Sitze; das Verbesserungspotenzial schien zum Projektende noch nicht voll ausgeschöpft.
Klima/Gefahrstoffe: Für die Belüftung des Fahrerarbeitsplatzes wurde ein völlig neues Belüftungssystem entwickelt. Insbesondere wurde die Beheizung des Fußraumes verbessert. Es besteht die Möglichkeit, die angesaugte Frischluft zu filtern, sodass die Klimasituation deutlich verbessert ist und weniger Gefahrstoffe von außen in den Innenraum gelangen. Durch die verbesserte Luftführung wird vermieden, dass belastete Luft aus dem Fahrgastraum zum Fahrerarbeitplatz hin strömen kann.
Veröffentlichungen:
Lastenheft: Fahrerarbeitsplatz im Linienbus. Berufsgenossenschaft der Straßen-, U-Bahnen und Eisenbahnen, Hamburg 1997
Weitere Informationen:
Verkehr
Gefährdungsart(en):Gestaltung von Arbeit und Technik, Gefahrstoffe, Lärm/Vibrationen
Schlagworte:Klima, Vibration, Ergonomie
Weitere Schlagworte zum Projekt:Linienbus, Fahrerarbeitsplatz, Belastung, Klima, Gefahrstoffe, Fahrersitz, Schwingungsbelastung, Vibration, Ergonomie