abgeschlossen 12/2004
Nach Beobachtungen der Arbeitsmediziner der See-Berufsgenossenschaft sind ungefähr 50 % aller Krankheitsfälle an Bord deutscher Seeschiffe Erkrankungen der oberen Atemwege. Ein möglicher Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen und den an Bord befindlichen Klimaanlagen wurde vermutet. Deshalb sollte die Raumluft auf unterschiedlichen Schiffstypen und unter verschiedenen klimatischen Bedingungen mikrobiologisch untersucht werden.
Im Januar 2002 wurde damit begonnen, mikrobiologische Untersuchungen der Innenraumluftqualität auf verschiedenen Schiffstypen unter unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen durchzuführen. Luftproben wurden in Arbeitsbereichen, privaten Sozialbereichen und Aufenthaltsräumen genommen. Als Referenz wurde die Außenluft betrachtet. Luft- und Materialproben (z. B. Befeuchterwasser und Filtermaterial aus der Klimaanlage, Duschwasser, Abklatschproben von Zulüftern) wurden teilweise direkt an Bord und z. T. im mikrobiologischen Labor des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz - BIA auf ihren Gehalt an Bakterien, Schimmelpilzen, Hefen und Endotoxinen untersucht. Für die Probenahme wurden zwei verschiedene Messsysteme mit unterschiedlichen Messprinzipien verwendet: Gesamtstaubprobenahmesystem (PGP-GSP-System), BIA (Filtration) und MAS 100, Merck (Impaktion).
Es wurden sieben Messfahrten auf drei Fähr-, drei Container- und einem Forschungsschiff unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen durchgeführt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass im Gegensatz zu Landbereichen Bakterien in der Raumluft von Schiffen dominieren. Dabei wurden tendenziell die höchsten Mikroorganisemenzahlen in den Kammern (= Wohnräume der Beschäftigten) ermittelt. Weiterhin scheint ein Zusammenhang zwischen der Raumluftqualität und der Fahrtroute zu bestehen: je länger die Fahrt andauerte und je mehr Klimazonen dabei durchfahren wurden, desto höhere Mikroorganismenkonzentrationen wurden verzeichnet. Das Vorkommen von Legionellen oder Endotoxinen konnte bei den im Rahmen des Projektes untersuchten Schiffen nicht nachgewiesen werden. Parallel zu den Luftproben wurden Nasenabstriche von Freiwilligen entnommen und mikrobiell analysiert. Hierbei zeichnete sich eine Korrelation zwischen der Besiedlung der Nasenschleimhaut und der Raumluftqualität ab. Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse in einer Fachpublikation ist vorgesehen.
Weitere Informationen:
Verkehr
Gefährdungsart(en):Biologische Arbeitsstoffe, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Exposition, Biologische Arbeitsstoffe, Klima
Weitere Schlagworte zum Projekt:Seeleute, Erkrankungen der oberen Atemwege, klimatisierte Räume, mikrobiologische Untersuchung, Wartungszustand der raumlufttechnischen Anlagen (RLTA), Luft- und Materialproben, Seeschifffahrt, Klimazonen