"Dann kommt wieder die Angst in mir hoch"
Philipp Rother ist 45 Jahre alt und Rettungsassistent beim Malteser Hilfsdienst. Er ist seit mehr als 20 Jahren im Beruf.
Herr Rother, haben Sie selbst schon Gewalt erfahren während Ihres Dienstes als Rettungsassistent?
Leider ja. Es hat schon einige brenzlige Situationen gegeben. Einmal hat ein Patient im Rettungswagen die Gurte gelöst und stand schon mit erhobenen Fäusten vor mir, nur die Geistesgegenwart eines Kollegen hat mich vor Schlimmerem bewahrt. Ein anderes Mal hatte uns eine alkoholkranke Patientin gerufen. Sie wollte sich eigentlich selbst einweisen, aber dann zog sie ein Messer aus dem Nachttisch.
Wie verarbeiten Sie solche Situationen?
Ich bin ein emotionaler Mensch, wenn ich an diese Situationen denke, kommt wieder die Angst in mir hoch. Wie werde ich beim nächsten Mal reagieren? Habe ich dann weniger Glück? Ich habe eine einjährige Tochter und stelle mir dann die Frage: Was ist, wenn ich einmal nicht mehr nach Hause komme?
Was könnte die Situation für Sie verbessern?
Zum einen würde ich mir wünschen, dass wir im Rettungsdienst besser auf solche Situationen vorbereitet werden – vergleichbar mit Polizistinnen und Polizisten. Ich habe zwar schon mal an einem Selbstverteidigungskurs in unserer Leitstelle teilgenommen, aber das reicht nicht aus. Zum anderen wünsche ich mir mehr Respekt für unsere Arbeit, denn verbale Gewalt – darüber haben wir noch nicht gesprochen – ist inzwischen ein alltägliches Phänomen.